Pressespiegel

Über das Seminar in Kooperation mit der Bundeswehr vom 26.-30. März 2001 in Lichtenfels berichteten u.a.

Neue Presse, Coburg:

coburger-72

Obermain Tagblatt, Lichtenfels:

obermain-72

Der Fränkische Tag, Bamberg (30.März.2001):

Vier Tage lang Präsident von Amerika

Schüler aus Brandenburg und zwei junge Leute aus Lichtenfels spielten bei Projektwoche Weltpolitik

SCHNEY. Der „Verteidigungsminister der Region Arabien“ will gleich knallhart reagieren: „Die Nordamerikaner wollten zum Nulltarif unser Öl, also sollten sie unsere Bomben zu schmecken bekommen“, bricht es aus dem jungen Mann heraus. Er gehört zu einer Gruppe junger Leute, die eine Projektwoche in der Frankenakademie auf Schloss Schney absolvieren.

Was der „Verteidigungsminister“ so bedrohlich ankündigt, ist glücklicherweise nur ein Spiel, das die Bundeswehr zusammen mit einem Journalistenhilfskomitee veranstaltet. Seit einigen Jahren bietet sie Jugendlichen die Möglichkeit, bei dem kombinierten Simulations- und Rollenspiel POL&IS (Abkürzung für Politik & Internationale Sicherheit) einen Einblick in die hohe Kunst der internationalen Politik und Wirtschaft zu gewinnen. Seit Montag befindet sich nun eine Gruppe von etwa 40 Schülern aus dem Oberstufenzentrum II aus Potsdam in der Frankenakademie auf Schloss Schney, um in die Rolle von George W. Bush, Gerhard Schröder oder Wladimir Putin zu schlüpfen.

Neu bei der aktuellen Veranstaltung ist, dass zusätzlich zu den 40 deutschen Schülern zwei junge Asylbewerber aus Lichtenfels mitspielen. Die Aktion, an der sich neben der Bundeswehr die Journalistenorganisation „Internationales Komitee: Journalisten helfen“ beteiligt, richtet sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. Nikolai A. Behr, Geschäftsführer der Journalistenvereinigung: „Wir betreten mit dieser Aktion Neuland, da wir uns mit Hilfsleistungen bisher hauptsächlich im Ausland engagiert haben. Aber wir wollten mit der Einbeziehung der jungen Ausländer etwas für den Abbau von Vorurteilen und die Integration tun.“

Ähnlich äußert sich auch Oberleutnant Christopher Nolde, der als Jugendoffizier der Bundeswehr in Potsdam für die Betreuung der jungen Frauen und Männer zuständig ist. Der junge Offizier hofft, dass die Mitspieler Abhängigkeiten auf dem internationalen Parkett begreifen und die Bedeutung von Kooperation und Kommunikation verstehen lernen. „Die Beteiligung der Ausländer soll Barrieren zwischen ihnen und den Potsdamer Schülern verschwinden lassen und zeigen, dass im Bundesland Brandenburg mitnichten nur rechtsextremistische Jugendliche leben“, hofft Nolde.

Der Soldat erläutert auch die Regeln von POL&IS: Die Spielwelt setzt sich aus elf Regionen zusammen, die nach bestimmten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Merkmalen und aufgrund ihrer Geographie definiert werden. So gibt es unter anderem West- und Osteuropa, Nordamerika, die ehemalige Sowjetunion, Asien und Arabien. Für jede Region müssen die Mitspieler einen Regierungschef und jeweils einen Vertreter von Wirtschaft, Militär und Opposition stellen. Dazu gibt es noch eine Weltbank, die Kredite vergibt.

Diese Regionen sind Oberleutnant Nolde zufolge auch Mitglieder in mehreren Organisationen, darunter die UNO. Dieser steht ein Generalsekretär vor. Zusätzlich gibt es Handelskonferenzen oder die Möglichkeit, bilaterale Abkommen zu schließen.

Mit den drei Bausteinen Politik, Wirtschaft und Militär müssen die Spieler das Weltgeschehen regeln. Eine besondere Rolle spielt im Übrigen der Umweltschutz, der, wenn er vernachlässigt wird, erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Region hat.

Die Mitspieler selbst sind nach einigen Tagen noch immer Feuer und Flamme für die Simulation. Besonders die beiden jungen Ausländer aus Lichtenfels, die 18-jährige Salwa und Ali-Ali, 22 Jahre, bringen sich mit viel Engagement ein. Während allerdings der junge Iraki, der seit über zwei Jahren in Deutschland lebt, schon heißblütig werden kann, reagiert Salwa in ihrer Rolle als arabische „Staatschefin“ cool und überlegt. „Wir wollen mit allen Staaten Frieden und mit dem Verkauf von unserem Öl unsere Bevölkerung nach vorne bringen“, erzählt das syrische Mädchen, das seit fast zehn Jahren schon in der Bundesrepublik lebt. – Überhaupt zeigen sich alle Mitspieler überraschend friedlich. Der Potsdamer Schüler Uwe, der den UNO-Generalsekretär mimt, berichtet, dass zu Beginn des Spiels vor allem starke Länder wie Nordamerika durchaus mit ihrer militärischen Macht Druck auf die schwachen Länder ausgeübt hatten. Dies habe sich mittlerweile aber gelegt und alle Länder würden abrüsten und kooperieren.

Ein wenig Konfliktpotenzial bleibt natürlich bestehen. So bastelt der nordamerikanische Präsident, der 19-jährige Thomas, an einer Wirtschaftsoffensive gegen Westeuropa. Seine Atomwaffen hat er aber mittlerweile abgerüstet. Und so zeigen sich die Leiter des Spiels auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Schließlich verzichtet auch der arabische Verteidigungsminister auf Krieg. „Die Welt funktioniert auch ohne Krieg, aber man weiß ja nie“, sagt Ali-Ali mit einem Schmunzeln.
hust